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Ritter
Steht zwar nicht auf meiner Liste, aber damit ich wenigstens mal etwas beizutragen habe, schreibe ich was zur Lektüre, die ich mir heute/gestern auf den Zahn gelegt habe:
Die Physiker von Dürrenmatt (Neufassung von 1980)
Worum geht's
Inspektor Voß ermittelt den Mord an einer Krankenschwester in einem Irrenhaus, doch viel zu ermitteln gibt es eigentlich nicht. Die junge Frau wurde von einem von drei Insassen der entsprechenden Abteilung getötet, der, wie die anderen beiden, ein Physiker ist und als Insasse der Anstalt eben kein Mörder, sondern lediglich ein Verrückter. Dies ist nicht der erste Todesfall dieser Art. Die Tat, die von einem Mann begangen wurde, der sich für Albert Einstein hält, erinnert an die vor einiger Zeit stattgefundene Tötung einer weiteren Krankenschwester, die wiederum von einem Physiker ermordet worden ist, der glaubt, er wäre Isaac Newton. Und dann ist da noch Möbius, der dritte im Bunde der Bewohner des Etablissements, welcher vorgibt, König Salomo würde zu ihm sprechen. Aus dieser Grundkonstellation unter der Leitung einer Ärztin, die ihr Leben der gutmütigen Versorgung ihrer Schützlinge hinzugeben scheint, entspinnt sich ein Rätselraten um die wahren Identitäten und Motive der Figuren der "Komödie in Zwei Akten".
Wie war's?
Die Lesezeit war aufgrund der überschaubaren Länge nicht nur kurz, sondern auch kurzweilig. Nachdem Dürrenmatt verhältnismäßig viele Worte an die Exposition verliert und auch (relativ) länger braucht, um die dramatische Handlung auf den zwischenzeitlichen Höhepunkt zulaufen zu lassen, entwickelt sich gerade im zweiten Akt eine dynamische Figurenkonstellation, deren Beziehungen und damit Hierarchie sich im Takt jeder Seite zu ändern scheint, das alles vor der interessanten Frage, inwiefern die Wissenschaft für ethische Probleme sorgt. Dürrenmatt macht sich und sein Werk dabei nicht immer von Tauglichkeitsansprüchen frei, was insbesondere den grotesken Humor hier und da - und gerade zu Beginn - etwas gewollt wirken lässt, schafft es aber, über das Absurde eine besondere Stimmung aufkommen zu lassen, die bei der Stange hält und leicht genug ist, um von der eigentlich im Mittelpunkt stehenden Frage nicht abzulenken. Hier und da kam es mir etwas gehetzt vor, wie der Erzähler durch die Versionen der vermeintlichen Wahrheit springt, aber es hat sich am Ende doch nicht falsch angefühlt und dass es überhaupt auffiel, war wohl eher meinen sonstigen Lesegewohnheiten geschuldet. Es war zudem tierisch interessant, zu sehen, wie sich Dürrenmatts "21 Punkte zu den Physikern", die ich bislang nur als von dem eigentlichen Werk losgekoppelte, dramentheoretische Überlegungen wahrgenommen habe, auf die Handlung anwenden lassen.
Ich hatte also echt viel Spaß in kurzer Zeit und konnte angenehm überbrücken und mich davon ablenken, dass mein heute/gestern gelieferter, neuer PC nicht so wollte wie ich. Noch dazu habe ich ein paar interessante Gedanken mitgenommen, wenn man der Geschichte womöglich auch vorwerfen kann, dass sie zu klar Position bezieht und dem Rezipienten wenig ermöglicht, zu eigenen Schlüssen zu kommen.
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Die Physiker mochte ich auch gern, war eine meiner liebsten Schullektüren und wir hatten sogar ein Theaterstück dazu, bei dem ich mitgespielt hatte. Imo auch ein sehr gutes Beispiel dafür, dass es durchaus auch sehr zugängliche und einfach zu lesende Werke im Bereich der Literatur-Klassker gibt.
Ich bin noch nicht ganz durch, aber komme gut voran mit Geschichte Japans von Josef Kreiner (und anderen). Bisher halte ich das Buch für eine ausgezeichnete Zusammenfassung der gesamten Geschichte des Landes auf ca. 500 (zugegebenermaßen recht klein beschriebenen) Seiten. Ich hatte ein paar Unterkapitel übersprungen, die sich um die Einzelheiten der Landverteilungssysteme und lokalen Machtverhältnisse in der Feudalzeit drehten, weil mir das zu sehr ins Detail ging und ich mir nicht wirklich viel davon merken konnte, aber abgesehen davon sind die Beschreibungen immer tief genug, um die Zusammenhänge gut verständlich zu machen, aber nicht so ausschweifend dargelegt, dass es ermüdend wird.
Gerade wie sich das Land im stärkeren Kontakt mit den Kolonialmächten verändert hat und die strukturellen und politischen Veränderungen des Landes nach der erzwungenen „Öffnung“ durch die Amerikaner, auf die eine Periode der ungleichen Verträge folgte und die darauf folgende Expansions- und Kriegszeit finde ich sehr spannend, nicht nur für sich, sondern auch in den gesamtgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Auch sehr spannend sind die Beziehungen zu Korea und China von der japanischen Frühgeschichte an bis in die heutige Zeit. Aktuell bin ich in der Periode um 1870-1900 angekommen, wo sich in Japan nach der langen Herrschaft durch das Tokugawa-Shōgunat ein Parteiensystem herausbildet. Es folgen noch Kapitel zur Taisho-Demokratie, den Wirren des zweiten Weltkriegs, der Nachkriegszeit bis hin zu Gegenwart. Habe noch ca. 200 Seiten vor mir, aber ich denke mal, die werde ich auch bald durchgelesen haben.
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Humd
The Expanse 2: Caliban's War
500 Seiten
Bin etwas zu schreibfaul um viele Worte über dieses Buch zu verlieren, daher mache ich es kurz. Eigentlich bin ich kein Science-Fiction-Fan, aber The Expanse hat mich trotzdem überzeugen können. Das Setting ist glaubwürdig, die Handlung ist spannend und spannend erzählt und bei den Charakteren merkt man, dass die Autoren eine gute Menschenkenntnis besitzen. Ebenfalls ist der Schreibstil zu belobigen. Band 2 ist mindestens genauso gut wie Band 1, vielleicht sogar besser. Eigentlich wollte ich jährlich nur ein Buch dieser Reihe lesen, aber ich denke, ich mach zwei draus.
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